Mittwoch, 3. Februar 2010
Knallharter Gentleman
Der Jogi ist ein Joachim. Zumindest suggeriert das sein Auftreten. Stets selbstbeherrscht und in feinem Zwirn erscheint Bundestrainer Joachim Löw von angemessenem Format zu sein. Lange Zeit dachte man, seriös und sympathisch geht im Amt von Deutschlands höchstem Fußballlehrer nicht mehr zusammen. Seit Franz Beckenbauer hatten es seine Nachfolger schwer. Berti Vogts gewann zwar die EM, blieb aber äußerlich blass und immer der Terrier, der er als Spieler war. Länderspiele unter Vogts konnte man sich noch anschauen. Noch.
Das änderte sich unter seinem Nachfolger ganz gewaltig. Erich Ribbeck und sein Co Uli Stielike waren als Werbefiguren vielleicht noch ulkig – als Trainer wirkten sie wie geballte Hilflosigkeit. Danach konnte es nur besser werden, und das wurde es auch – ein bisschen: Mit Rudi Völler übernahm der Sympathieträger schlechthin im deutschen Fußball das Amt – und scheiterte schließlich doch.
Rumpel-Rudi wurde zwar 2002 Vize-Weltmeister, aber die Art und Weise, wie die Mannschaft unter ihm Fußball „spielte“ war enttäuschend, rief jede Menge Kritik hervor und kulminierte im legendären Wutausbruch Völlers gegen Weizen-Waldi und die Medien überhaupt. Mit Jürgen Klinsmann sollte es wieder mehr Spielkultur geben, mehr Konzept.
Gezeigt hat Klinsmann vor allem, dass man bei guter Stimmung alles schön reden kann (der WM-Dritte fühlte sich weltmeisterlich), und dass Klinsmann der Macht-Mensch schlechthin ist, der die Leute sofort rasiert, wenn sie nicht in sein Konzept passen. Sein Co-Trainer Joachim Löw passte gut zu dieser Linie, vor allem, weil er sie nach außen hin viel diplomatischer und eleganter vertreten kann als Klinsmann selbst.
Deshalb ist Joachim Löw heute unumstrittenster Bundestrainer seit langer Zeit. Der knallharte Gentleman feiert heute seinen 50. Geburtstag. Aus Sicht von Sepp Maier: Ja und? Aus Sicht der Fußballfans in Deutschland: Herzlichen Glückwunsch!

... comment