Mittwoch, 8. April 2009
Gnade mit Mehdorn
Aus dem staubigen Staatsbetrieb Bahn ein profitables Unternehmen gemacht – und doch gescheitert. Hartmut Mehdorn hinterlässt rein wirtschaftlich große Fußstapfen. Die Affäre, über die er gestolpert ist, berechtigt dennoch niemanden, ihm sein Gehalt abzusprechen. In den Polit-Talkshows und an den Stammtischen wird spätestens seit dieser Finanzkrise über zu hohe Managergehälter diskutiert. Eine Meinung dabei ist: Wer viel und erfolgreich arbeitet, der soll ja auch viel verdienen. Nur wer Unternehmen vor die Wand fährt und sich dann noch hohe Boni genehmigt, der fällt in die Münteferingsche Kategorie Heuschrecke. Dazu gehört Mehdorn aber nicht. Der knörrige Sturkopf, der in bester Politikermanier Skandale und Affären aussaß, muss gehen, ohne ein Unternehmen ruiniert zu haben. Knapp zehn Jahre hat Mehdorn gute Arbeit geleistet. Seine Bilanz ist kein Zufallstreffer. Das mindeste, was man von Seiten der Politik tun kann, ist ihm sein volles Gehalt auszuzahlen. Wer weiß, wo die Bahn ohne Mehdorn stünde. Wer weiß, wo der Verkehrsminister und seine Vorgänger ohne Mehdorn stünden? Wer in Krisenzeiten seinen Job verliert, wird nicht freiwillig auf ihm zustehendes Gehalt verzichten. Auch wenn dieses etwas höher ausfällt als beim Normalbürger – wieso sollte Mehdorn dies tun?

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... also, ich bin vor zehn Jahren noch Bahn gefahren - jetzt nicht mehr. Das macht einfach keinen Spaß mehr. Mag sein, dass die Bahn unter Mehdorn profitabler geworden. Aber der Sinn einer Staatsbahn ist doch nicht, möglichst profitabel zu sein, sondern möglichst viele Menschen zu einleuchtenden und bezahlbaren Tarifen möglichst zuverlässig an möglichst viele Orte im Lande zu bringen.
Tja, und dass Mehdorn, der im Ernst glaubte, er könne seinen Unternehmenssitz nach Hamburg verlegen, ohne seiner Kanzlerin wenigstens mal Bescheid zu sagen ( der er immerhin das ganze Unternehmen samt Streckennetz und Finanzierung usw. verdankt), jetzt von dieser ebenso behandelt wird, wie er sie behandelt hat, das ist ja wohl zu verstehen. Oder, wie Mehdorn selbst es vermutlich bezeichnen würde: "professionell".

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