Donnerstag, 3. November 2011
Angst vor der Rente
Neulich bin ich nachts schweißgebadet aus einem Albtraum aufgewacht. Der Traum hatte meinen Tagesablauf als Inhalt. Allerdings im Jahr 2050. Mein Herz sprang aufgeregt in meiner Brust herum. So sah der Traum aus:

8 Uhr: Robodog, des Menschen bester Freund und mein persönlicher, hat vergessen, mich rechtzeitig zu wecken. Ich wollte um 8 Uhr schon an der Käsetheke im Supermarkt stehen. Wie immer als Erster. Doch Robodog hat versagt. Als Ausrede hat der faule Köter lediglich ein beleuchtetes „Akku leer“ zu bestellen.

9 Uhr: Nachdem ich mir von Solar-Hedwig, meiner im freien lebenden Haushälterin, mein Frühstück machen lasse, bringen mich die Neuigkeiten in meinem neuen i-Radio ganz durcheinander. Eine verwirrte ältere Frau wird von der Polizei gesucht. Wo ist eigentlich meine Frau?

10 Uhr: Ich breche das Waschen erfolgreich ab, weil ich nicht wie diese Jungspunde in meiner Stammkneipe riechen will.

11 Uhr: In meinem Opel Vectra Reloaded durchsuche ich die Garage nach meiner Frau. Langsames auskuppeln verhindert Schlimmeres. Ein Architekt wird beauftragt.

12 Uhr: Bei Kasseler mit Sauerkraut löse ich mehrere Kreuzworträtsel hintereinander. Wie schon bei meiner letzten Begegnung mit Jugendlichen in meiner Stammkneipe merke ich auch jetzt wieder: Ich bin der Schlaueste.

13 Uhr: Die Fragen der Rätsel langweilen mich. Mich interessiert: Wo ist meine Frau?

16 Uhr: Nach einem kurzen Mittagsschlaf gehe ich einkaufen und mische die Schlange an der Kasse mit meinem in mein Smartphone integrierten Elektroschocker mal so richtig auf.

18 Uhr: Nachdem ich alle Einkäufe verstaut habe, lade ich Robodog unter der Achselhöhle von Solar-Hedwig auf. Beim Erledigen der Post merke ich, dass etliche Rechnungen noch offen sind. Meine Frau muss schon länger weg sein.

20 Uhr: Pünktlich zur Tagesschau merke ich, dass nur einer die Welt retten kann: ich.

22 Uhr: Nach beherztem einstündigen Schnarchrekordversuch klingelt die Polizei an meiner Tür. Ich solle aufhören, täglich meine Frau als vermisst zu melden. Dem frechen Kerl habe ich meine Biotonne auf die Uniform gekippt.

23 Uhr: Zwischen der Sendung „Neues aus der Anstalt“ und dem Dritte-Zähne-Putzen beschließe ich: Nie wieder Junggeselle – morgen mache ich Hedwig einen Antrag. „Ehe“ ich über Details nachdenken kann, bin ich auch schon eingeschlafen.

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